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 Jürgen Junglas, Reinhard Arndt, Anne M. Lang, Reiner Schwarz, Anke Uhlemann, Bernhard Wegener, Eva Wittkuhn 

Das Siegburger Manifest 2024, initiiert von der Gesellschaft für Allgemeine Psychotherapie e.V. (gap-ev.), entstand im Rahmen der 29. Rheinischen Allgemeinen Psychotherapietagung. Es adressiert zentrale Herausforderungen und Entwicklungsbedarfe der Psychotherapie, inspiriert von vorangegangenen Initiativen wie der Bonner Erklärung (2006) und dem Weckruf Psychotherapie (2023).

Zentrale Anliegen des Manifests:

  1. Verantwortung als Dienstleister: Psychotherapeut:innen tragen Verantwortung für Menschen in Lebenskrisen und sollten gleichzeitig die Grenzen des Gesundheitssystems berücksichtigen.
  2. Diversität und Inklusion: Psychotherapie muss die gesellschaftliche Vielfalt widerspiegeln und stärker auf interkulturelle sowie diskriminierungskritische Ansätze eingehen.
  3. Vernetzung: Eine engere Zusammenarbeit zwischen Berufsgruppen (z. B. Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen, Sozialarbeiter:innen) ist essenziell, um Vereinzelung zu überwinden und eine wirksamere Versorgung zu gewährleisten.
  4. Entwicklung statt Diagnose: Psychotherapie sollte sich von einer rein diagnostischen Behandlung zu einem Ansatz entwickeln, der menschliche Entwicklung fördert.
  5. Allgemeine Prinzipien vor Schulen: Allgemeine psychotherapeutische Aspekte (z. B. Beziehungsgestaltung) sind oft wirksamer als spezifische methodische Ansätze.

Hintergrund und Methodik:

Das Manifest basiert auf Statements führender Expert:innen und einer Online-Befragung der psychotherapeutischen Gemeinschaft. In der Diskussion wurde die Notwendigkeit betont, den Fokus der Psychotherapie zu erweitern: weg von einer rein krankheitsbezogenen Perspektive, hin zu einem ganzheitlicheren, ressourcenorientierten Ansatz.

Ausblick:

Das Siegburger Manifest fordert regelmäßige Aktualisierungen, um dynamisch auf gesellschaftliche Veränderungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu reagieren. Ziel ist es, die Psychotherapie inklusiver, vernetzter und individueller zu gestalten, ohne ihre wissenschaftliche Basis zu verlieren.

Das Manifest versteht sich als Weckruf zur Stärkung der allgemeinen Psychotherapie und zur Förderung einer patientenzentrierten, pluralistischen Praxis.